Wir wollen umweltschule werden!

Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung gehören zu den fächer- und schulartübergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen.

Durch aktives Tun sollen unsere Schüler:innen erleben, was man alles machen kann, um mit großen und kleinen Schritten im Schullalltag und auch im eigenen Lebensumfeld zu helfen, unseren Planeten zu schützen.

Um die Kinder zu motivieren und das Thema präsenter in der Weiterentwicklung unserer Schulen zu verankern, haben wir uns in Absprache mit dem Elternbeirat entschlossen, für die Grundschule Wackersdorf eine Bewerbung als „Umweltschule in Europa / internationale Nachhaltigkeitsschule“ abzugeben. 

Das zugehörige Projekt läuft über das gesamte Schuljahr 2021/2022 und umfasst zwei Themenschwerpunkte. 

Thema 1: Biologische Vielfalt in der Schulumgebung

Thema 2: Nachhaltiger Konsum – ökologische und soziale Verantwortung

Die Aktionen entwickeln sich über das Schuljahr hinweg aus der Arbeit mit den Kindern. Die Projektleitung und Koordination übernahmen die Lehrkräfte des Umwelt-Teams an der Grundschule (Gertraud Hölzl, Nicole Frisch-Ries und Josef Beck).

Auf dieser Seite finden Sie nachfolgen die vielfältigen Aktionen zu den beiden Themenschwerpunkten in chronologischer Abfolge. 

1. BIOLOGISCHE VIELFALT IN DER SCHULUMGEBUNG

Unser Werkhof zwischen dem Mittelschul- und dem Grundschulgebäude umfasst eine Fläche von ca. 500 m².

Dort gibt es nicht viel – zwei Container als Behelfsklassenzimmer und ein Hochbeet der Offenen Ganztagsschule. Der recht unansehnliche, grob geschotterte Hof liegt ansonsten brach und konnte von den Kindern nicht genutzt werden.

Besonders die Zweitklässler ärgerten sich darüber. Sie sind direkte Anlieger und hätten den Raum gerne genutzt und verschönert.

Februar 22

Die Wiese und die Tiere der Wiese sind im Lehrplan HSU für die Klasse 2 ein großes Thema. Die Kinder lernen wichtige Pflanzen und Tiere und deren Nahrungsbeziehungen kennen. Den Kindern fiel auf, dass an der Schule sehr wenig blüht – insbesondere am Werkhof. Auch die Kinder der dritten Klassen haben sich mit Tieren und deren Lebensräumen zum Thema Wald beschäftigt. 

Auf der Grundlage dessen entstand der Wunsch bei den Kindern, den Werkhof tierfreundlicher zu gestalten. 

Insekten, Schmetterlinge und andere Bodenbewohner und Kleinstlebewesen brauchen ungestörte und naturbelassene Lebensräume. Deshalb wurden zwei Ideen schwerpunktmäßig angegangen

1. Anlegen von Hochbeeten, um Pflanzen beim Wachsen beobachten zu können und deren Pflege zu erlernen.

2. Anlegen eines Wiesenbereichs als Blühwiese, die frei wachsen darf, ohne dass Sie betreten oder gemäht wird.

März 22 bis April 22

Die Klassen kamen mit Ihrer Idee auf die Schulleitung zu und baten darum, den Werkhof tierfreundlicher gestalten zu dürfen. Rektor Bauer und Konrektor Beck waren begeistert von der Idee.

Nach Rücksprache mit der Gemeinde konnte direkt ein Stopp für das häufige Mähen ab Frühjahr des Werkhofs erwirkt werden, um zu prüfen, was dort eigentlich wachsen könnte und sollte. Auch wurde gemeinsam überlegt, wo ein gute Platz für die geplanten Hochbeete und den Kompost sein könnten. 

Mai 22 bis Juli 22

Gemeinsame Begehung des Werkhofs mit dem Vorsitzenden des Obst- und Gartenbau-Vereins

Gelernt ist gelernt – wenn man etwas Neues machen will, holt man sich am besten Rat von jemandem, der viel Erfahrung dazu mitbringt. 

Ein Kind, dessen Eltern im Obst- und Gartenbauverein aktiv sind, stellte den Kontakt zum Vorsitzenden des Wackersdorfer Vereins her.

Der 1. Vorsitzende Herr Hans-Dieter Betz kam zu uns an die Schule und besichtigte gemeinsam mit Frau Hölzl, Rektor Bauer und Konrektor Beck den Werkhof.

Dieser wurde über die Pfingstferien leider durch ein externes Unternehmen, wie bisher üblich, abgemäht.

Herr Betz versprach, dass er sowohl mit Rat, aber auch mit Saat (also Saatgut) helfen werde, den Werkhof zu einer guten Blühwiese umzugestalten. 

Wir sähen eine Blühwiese an

Da der Boden im Werkhof extrem verdichtet und steinig ist, kam uns überraschend der örtliche Bauhof zu Hilfe. 

Rasch wurde mit dem Bagger eine dünne Humus-Schicht aufgebracht und so eine klar abgegrenzte Fläche für die Ansaat der Blühwiese hergestellt.

Die Kinder der Klasse 3c griffen anschließend voller Tatendrang zu Rechen und Schaufel, um den Boden für die Samen vorzubereiten.

Vom Obst- und Gartenbauverein bekamen wir lokal gewonnenen Samen. Frau Hölzl zeigte den Kindern, wie man den Samen zusammen mit etwas Sand mischt und ihn dann gleichmäßig verteilt. Das Streuen machten den Kinder Spaß und sorgte beim benachbarten Mittelschulgebäude für einige neugierige Gesichter an den Fenstern. 

Damit die Fläche trotz sehr heißem Wetter feucht bleibt, organisierte der Hausmeister einen Schlauch mit Rasensprenger und versprach den Kindern, die Bewässerung zu übernehmen.

Schmetterlingszucht in den Klassen 2 und 3

Lange haben sich die Kinder der zweiten und dritten Klassen mit dem Thema Wiese und Tiere beschäftigt. Tiere brauchen Lebensräume und wir Menschen sind leider oft die größten Feinde der Tiere.

Um noch mehr direkte Erfahrungen insbesondere mit Insekten zu machen, habe sich die Lehrkräfte der zweiten Klassen und einer dritten Klassen zusammengetan, um ein Schmetterlingsprojekt durchzuführen.

Vom der Raupe bis zum Schmetterling – mit einem Zucht-Set und entsprechenden Unterrichtsstunden zum Lebenszyklus des Distelfalters wurde die Zeit nach den Pfingstferien besonders spannend für die Kinder.

Digital oder auch analog dokumentierten die Kinder Ihre Beobachtungen und konnten so über Wochen die Tiere beobachten und kennenlernen.

Anfang Juli trafen sich alle Klassen am Werkhof bei der neu angelegten Blühwiese um die Schmetterlinge gemeinsam in die Freiheit zu entlassen. Jeder der 18 Schmetterlinge wurde gebührend mit guten Wünschen, Staunen, Winken und der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen verabschiedet. 

Schilderaktion Klasse 1a und 1b

Unser Werkhof wurde schon einmal „heimlich“ in den Pfingstferien gemäht. Die Kinder der Schmetterlingsklassen waren darüber sehr traurig, da dies eigentlich nicht mehr vorkommen sollte. Das haben wiederum die ersten Klassen mitbekommen und boten gerne ihre Hilfe an. 

Damit das Abmähen nicht nochmals versehentlich passiert, haben die Kinder der ersten Klasse – immer noch fasziniert von den schönen Distelfaltern der zweiten Klassen – Schilder angefertigt

Jetzt ist auch in den Ferien klar: Die Blühwiese bleibt für Mäharbeiten tabu ! 

So leisten auch die „Kleinsten“ der Schule Ihren Beitrag.

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2. Nachhaltiger Konsum - ökologische und soziale Verantwortung

Im September unternahmen die dritten Klassen eine Exkursion in den Wald. Ihnen fiel die große Menge Müll auf, die im Wald herumlag und sie wünschten sich eine gemeinsame Müllsammelaktion.

Aufgrund der Corona-Selbsttests stieg auch das Müllaufkommen im Klassenzimmer, was bisweilen zu einer Überfüllung der Restmülleimer führte. Kindern der Klasse 3c wurde die Bedeutung der korrekten Mülltrennung bewusst. Dabei stellten sie fest, dass zwar Eimer für Papier, Plastik und Restmüll in den Klassenzimmern standen, aber Entsorgungsmöglichkeiten für organische Abfälle im gesamten Schulhaus fehlten.

September 21 bis Dezember 21

Umfrage zum Thema Müll und "Eimer-Statistik"

Daher beschlossen die Kinder der Klasse 3c eine Umfrage unter den Grundschulklassen zu starten und diese nicht nur auf das Problem aufmerksam zu machen, sondern auch deren Meinung zum Thema „Müll an unserer Schule“ einzuholen. In Kleingruppen führten sie die Umfragen durch und analysierten anschließend zusammen mit Frau Frisch-Ries die Ergebnisse.

Sie fanden heraus, dass alle Kinder gerne mehr Möglichkeiten zur richtigen Mülltrennung hätten und beschlossen, etwas zu unternehmen.

„Wenn die Eimer für die unterschiedlichen Müllarten in WG andere Farben haben, als in unserem Klassenzimmer, kennt sich doch niemand mehr aus!“, bemerkte eine Schülerin. „Wir brauchen dringend ein System, an das sich alle Kinder halten können!“, forderte ein Schüler. Also überlegte die 3c zusammen mit Frau Frisch-Ries, wie eine einheitliche Lösung aussehen könnte.

Im Klassenrat beschlossen die Drittklässler erstmal alle Mülleimer an der Schule zu zählen und baten Hausmeister Teubner und ihre Klassenlehrerin um Hilfe. Diese schickte die Kinder mit Listen, auf denen sie Anzahl und Farbe der einzelnen Mülleimer in der Klassenzimmern eintragen sollten, los.

 

Stolz werteten die Kinder ihre Ergebnisse im Klassenverbund aus und stellten diese dem Team Umweltschule vor.

 

Ergebnis: unterschiedliche viele Mülleimer jeder Farbe und allgemein zu wenig Eimer für die richtige Mülltrennung.

Januar 22 bis Februar 22

Briefe an den Bürgermeister und Unterschriften an der ganzen Schule - wir wollen was ändern

„Die Mülltrennung an der Schule läuft nicht gut.“

Da waren sich die Kinder der 2B und 3C einig. 

Auf die Frage „Wieso kaufst du keine neuen Eimer?“ musste Herr Beck in der zweiten Klasse eingestehen, dass dafür momentan kein Budget übrig ist und versuchte den Kinder zu erklären, dass die Gemeinde größere Ausgaben zuvor einplanen muss und dies durch den Gemeinderat und den Bürgermeister abgesegnet werden muss. 

Dies stellte die Kinder wenig zufrieden. 

Die Idee, dem Bürgermeister einen Brief zu schreiben kam wiederum aus der Klasse 3C.
Gemeinsam trafen sich die 2B und die 3C über Wochen immer freitags für eine Stunde, um an Briefen an den Bürgermeister zu arbeiten. Auch die Faschingsfeiern waren den Kinder nicht zu Schade, um sich Zeit für die Arbeit an den Briefen zu nehmen.  

Damit der Brief möglichst viel Wirkung beim Bürgermeister entfalten kann, beschlossen die Kinder, durch die anderen Klassen der Grund- und Mittelschule zu gehen, den Brief vorzulesen und die Kinder um ihre Unterschriften zu bitten. 

März 22 bis April 22

Übergabe der Briefe und Unterschriften an den Bürgermeister

Am ersten April bekam die Klasse 2B gemeinsam mit Schulleitung und Umwelt-Team einen Termin bei Herrn Bürgermeister Thomas Falter im großen Sitzungssaal über der Feuerwache Wackersdorf. 

Die Kinder konnten Herrn Falter Ihre Ideen und Wünsche in Ruhe darlegen und die Briefe mit den Unterschriften der Schüler aus den beiden Schulen übergeben.

Der Bürgermeister zeigte sich begeistert über die Ideen, den Mut der Kinder und das Problembewusstsein. Er versprach, mit dem Kämmerer zu sprechen, ob sich da nicht was machen lässt.

Mai 22 bis Juli 22

Rama-Dama Klasse 3b

Im September unternahmen die dritten Klassen eine Exkursion in den Wald. Dort fiel ihnen die Unmenge an Müll auf, die dort herumlag.

Schon damals wurde der Wunsch nach einer Müll-Sammelaktion geäußert.

Ende Juni konnte die Klasse 3b eine solche Aktion durchführen. In einem Wäldchen nahe der Schule wurden die Kinder fündig. Neben einer Vielzahl an Glas- und Plastikflaschen konnten auch kuriose Gegenstände wie einzelne alte Schuhe, Tiefkühlverpackungen oder Feuerzeuge eingetütet werden.

Angesichts der Menge an vollen Mülltüten waren sich die Kinder einig, dass diese Aktion im nächsten Jahr unbedingt wiederholt werden müsse.

Mülltrennung - so weit sind wir bis jetzt gekommen

Im Juni kam die Rückmeldung, dass die Schule zusätzliche Mittel in 4-stelliger Höhe erhält, um die benötigten zusätzlichen Mülleimer und Trennstationen einzukaufen. 

Herrn Bürgermeister Thomas Falter und auch dem Gemeinderat möchten wir von Herzen für die Unterstützung und den Rückhalt hinsichtlich der Ideen und Wünsche der Kinder danken.

Die Bestellungen sind bereits erfolgt und die Kinder warten bereits sehnsüchtig auf die Lieferungen.

Somit kann zum Beginn des neuen Schuljahres 22/23 die Mülltrennung an der Grund- und Mittelschule neu gefasst werden:

  1. In allen Unterrichtsräumen der Schulen werden die Mülleimer von drei auf fünf erhöht.
  2. Ein Mülleimer ist mit Deckel und Henkel für den Biomüll gedacht.
  3. Beim Werkhof wird übergangsweise ein Komposter aufgestellt. Im neuen Schuljahr bauen die Mittelschüler größere Kompostbehälter in Kooperation mit örtlichen Betrieben.
  4. Alle neu bestellten Eimer bestehen zu 100% aus Recycling-Kunststoff.
  5. Große Trennstationen für das selbstständige Entleeren der Klasseneimer werden an zwei Orten in den Schulen aufgestellt. 

Wie geht es weiter? Ausblick ins neue Schuljahr 22/23

Viel hat sich im bisherigen Schuljahr bewegt. Die Kinder und auch die betreuenden Lehrkräfte sind stolz auf das Erreichte und hoffnungsvoll, was begonnene Projekte betrifft.

Das möchten wir fortführen und zu Ende bringen...

  1. Das Thema Mülltrennung ist noch nicht fertig. Eimer sind bestellt, aber noch nicht geliefert. Die Kinder wollen diese beschriften und selbst aufstellen. Auch das Handling an den neuen Trennstationen kann erst trainiert werden, wenn diese da sind. Im Rahmen des Kunstunterrichts sollen passende Collagen entstehen, damit klar wird, was kommt wo rein. Diese werden dann an die jeweilige Trennstation angebracht.
  2. Große Rama-Dama-Aktion: Der Elternbeirat wollte diese, wie bereits vor Corona, initiieren und durchführen. Leider hat es diese Jahr nicht mehr geklappt. Für den frühen Herbst ist dies bereits auf der Agenda.
  3. Gestaltung des Werkhofes: Die Wiese ist angesät und die Schilder sind aufgestellt. Der Kompostbau wird erst im neuen Jahr stattfinden können. Eine örtliche Schreinerei wird und mit Holz unterstützen. Übergangsweise behelfen wir uns mir einem klassischen Komposter. Auch wollen wir noch Beerensträucher und Obstbäume in Absprache mit dem Obst- und Gartenbauverein pflanzen. Die Pflanzung ist bereits für den Herbst eingeplant.

Weitere Ideen für die Grundschule und auch die Mittelschule Wackersdorf

Die Überschrift verrät es schon. Bisher hat sich die Grundschule um das Thema Umweltschule in Europa / internationale Nachhaltigkeitsschule bemüht. Die Mittelschule stand aber immer mit Ideen und auch aufgrund des gemeinsamen Schulhauses an der Seite des GS-Umwelt-Teams.

Für nächstes Jahr ist daher geplant, die Mittelschule ebenfalls mit ins Boot zu holen. Der Bau und die Betreuung des Komposthaufens, sowie die Schulung von Grundschüler:innen im Umgang damit, sind geplant.

Die neuen Jahresthemen stehen auch bereits fest. Sobald wir uns entschieden haben, welche wir mit den beiden Schule kooperativ verfolgen wollen, gibt es hier nähere Infos dazu.